Themen und Handlungsfelder
SKIL macht auf aktuelle Herausforderungen für Kinder, Jugendliche und ihre Familien aufmerksam.
2022 haben wir die Innovationskraft vor allem auf das Themenfeld “Psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen” gelenkt. Aktuelle Studien und die Rückmeldungen von Jugendlichen zeigen hier einen besonderen Handlungsbedarf.
2023 konzentrieren wir uns mit SKIL on Tour auf eine regionale Verankerung und aktiver Jugendbeteiligung.
Im Fokus: Psychische Gesundheit
Geht es um Gesundheit, so steht oft die physische Gesundheit im Zentrum. Doch gerade auch die psychische Gesundheit spielt für die Menschen eine entscheidende Rolle fürs Wohlbefinden und für ein gutes Leben. Dabei unterliegen vor allem psychische Krankheiten nach wie vor einer starken Stigmatisierung in der Gesellschaft. Das verhindert oftmals eine zeitgerechte Intervention und somit die Prävention von psychischen Erkrankungen.
Durch die Maßnahmen im Zuge der Covid-Pandemie stehen gerade Kinder, Jugendliche und ihre Familien noch mehr unter Druck als zuvor. Lockdowns, Homeschooling, die Einschränkungen sozialer Kontakte und vermehrte Ängste erhöhten das Stresslevel der Betroffenen enorm.
Spätestens jetzt ist es an der Zeit, sich um die psychischen Folgen der Pandemie zu kümmern und innovative Ansätze zu entwickeln, die den Druck von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien verringern. Dabei sollen vor allem Prävention, Entstigmatisierung und Kooperationen im Fokus stehen.
Im Fokus: 5 Themen- und Handlungsfelder
BILDUNG
GESUNDHEIT
KLIMASCHUTZ
LEBENSRAUM
INFORMATION
Die folgenden Herausforderungen setzen dort an, wo soziale Innovation dringend gebraucht wird. Dafür hat SOS-Kinderdorf Studien beauftragt und analysiert, und mit Betroffenen aus ganz Österreich gesprochen.
BILDUNG
Herausforderung: Wie können wir Schüler:innen Kompetenzen beibringen, die sie resilienter für das Leben außerhalb der Schule machen?
In der Schule steht meist die Vermittlung von Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben, Rechnen und die Wissensvermittlung in einzelnen Fachgebieten im Vordergrund. Die Vorbereitung auf "lebenspraktische" Herausforderungen kommt oft zu kurz. Während der Corona-Krise zeigte sich, dass viele Jugendliche damit überfordert sind, selbstorganisiert zu lernen. Dabei wäre dies im Sinne des lebenslangen Lernens eine notwendige Lebenskompetenz. Doch auch sonst sind junge Menschen am Weg ins Erwachsenenleben oft mit Herausforderungen konfrontiert, für die sie sich unvorbereitet und nicht kompetent fühlen. Das betrifft einerseits klassische "hard skills" wie etwa den sorgsamen Umgang mit Geld oder die Formulierung eines Bewerbungsschreibens. Aber auch soziale Fähigkeiten und Lebenskompetenzen, die nicht nur aber besonders in Krisenzeiten relevant sind, wie Achtsamkeit, Selbsteinschätzung, Kritikfähigkeit oder die Fähigkeit mit Rückschlägen oder negativen Emotionen konstruktiv umgehen zu können.
KLIMASCHUTZ
"75% der Kinder und Jugendlichen bereitet der Klimawandel Sorgen!" (Umfrage SOS- Kinderdorf, 2020)
Herausforderung: Wie können wir Kinder und Jugendliche befähigen Klima- und Umweltschutz zum gemeinsamen Familienziel zu machen?
Drei von vier Kindern und Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren in Österreich bereitet der Klimawandel und die Umweltverschmutzung große Sorgen. Gleichzeitig finden 56% der Kinder und Jugendlichen, dass in ihrer Familie noch viel zu wenig für den Klima- und Umweltschutz getan wird (Umfrage SOS-KD, 2020). Und während Kinder und Jugendliche insbesondere beim Klima- und Umweltschutz massiv von den Folgen politischer Entscheidungen betroffen sein werden, sind es vorwiegend ihre Eltern und Großeltern, die mit ihrem Stimmverhalten die Politik von heute für morgen mitbestimmen. Sie sind es auch, die als Arbeitnehmer*innen oder Arbeitgeber*innen eine nachhaltige Wirtschaft gestalten können. Die Familie ist damit ein Ort, wo Kinder und Jugendliche nachhaltiges Verhalten fördern und zugleich politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen beeinflussen können.
GESUNDHEIT
Herausforderung: Wie können wir Kinder und Jugendliche in Krisensituationen so fördern, dass sie gestärkt aus der Krise gehen?
Kinder und Jugendliche waren und sind in der Corona-Krise großem Druck ausgesetzt. Vor allem psychische Belastungen nahmen deutlich zu, wie auch die Beratungen von Rat auf Draht zeigen: So stiegen im April 2020 im Vergleich zum Vorjahr die Beratungen zu psychischen Erkrankungen um 146%, beim Thema Suizid und Autoaggression um 54%, Schlafprobleme nahmen um 240% zu. Gleichzeitig standen vielfach Therapie- und Beratungsangebote nicht zur Verfügung. Doch auch abseits der aktuellen Krise sind Kinder und Jugendliche immer wieder gefordert. Denn Krisen können viele Gesichter und Ursachen haben: die Trennung der Eltern, der Verlust eines geliebten Menschen, ein Unfall, Gewalt und Missbrauch, traumatische Erfahrungen. Resilienz ist notwendig um gut durch Krisen zu kommen. Sie ist ein lebenslanger Prozess, für den die Basis in der Kindheit gelegt wird.
LEBENSRAUM
"Jede:r zweite Jugendliche findet, es gibt zu wenig Platz für Kinder und Jugendliche im öffentlichen Raum!” (Umfrage SOS-Kinderdorf, 2020)
Herausforderung: Wie können wir Kinder und Jugendliche dabei unterstützen sich mehr Begegnungszonen im persönlichen Umfeld zu sichern oder einzurichten?
Kinder und Jugendliche brauchen Raum – um sich zu entfalten, zu bewegen, zu spielen, zu kommunizieren, sich zu treffen und an der Gesellschaft teilhaben zu können. In der Stadt, am Land, im Wohn- oder Schulumfeld. Dieser Raum steht Kindern und Jugendlichen aber immer seltener zur Verfügung - sei es, weil Grünraum und Spielplätze mit Parkplätzen und Bauprojekten konkurrieren, oder weil Kinder und Jugendliche im Interesse anderer Bevölkerungsgruppen bewusst aus dem öffentlichen Raum gedrängt werden. Jede*r zweite Jugendliche in Österreich findet daher, es gibt zu wenig Platz für junge Menschen im öffentlichen Raum (vgl. Studie SOS-Kinderdorf 2020).
INFORMATION
"Ein Viertel der Jugendlichen gibt an, nie richtig gelernt zu haben, wie man den Wahrheitsgehalt von Informationen (online) überprüft." (Studie saferinternet.at, 2017)
Herausforderung: Wie können wir Nachrichten zu komplexen Geschehnissen so zugänglich machen, dass sie von Kindern und Jugendlichen gerne konsumiert werden?
Kinder und Jugendliche haben das Recht auf Information. Sie müssen sich zu aktuellen Geschehnissen informieren und eine Meinung bilden können, um am gesellschaftlichen Diskurs und am politischen Prozess teilhaben zu können. In einer globalisierten und digitalisierten Welt stehen sie dabei aber vor multiplen Herausforderungen: Es gibt kaum niederschwellige kind- und jugendgerechte Informationsmedien. Und in Zeiten von Fake News und Informations-Overkill stellt sich die Frage, welche Quellen überhaupt verlässlich und letztlich auch verständlich sind. Jugendliche befinden sich dabei auch in einem Dilemma: Einerseits wissen sie, dass etwa soziale Medien als Quelle für Nachrichten wenig glaubwürdig sind, andererseits nutzen sie gerade diese als Informationsquelle für tagesaktuelle Themen.